Wozu dienen Klettersteigkarabiner und wie funktionieren sie?

Wozu dienen Klettersteigkarabiner und wie funktionieren sie?

Die Klettersteigkarabiner sind deine direkte Verbindung zum Sicherungsseil und der Dreh- & Angelpunkt des Klettersteigsets. Erfahre jetzt mehr.

Sie sind echte Allrounder und beim Klettern schlichtweg unverzichtbar: Karabiner gibt es in verschiedenen Formen und Größen. Allerdings eignet sich nicht jeder Kletterkarabiner automatisch für jeden Einsatzzweck. So benötigst du zum Sichern mit dem Kletterseil einen anderen Karabiner als zum Errichten eines Standplatzes beim Felsenklettern oder zum Fixieren des Seils am Klettergurt. In diesem Sinne wird es dich kaum überraschen, dass auch beim Klettersteiggehen spezielle Karabiner zum Einsatz kommen. In diesem Artikel erfährst du alles Wissenswerte über den Klettersteigkarabiner und seine (richtige) Anwendung. 

Die Klettersteigkarabiner: Dreh- und Angelpunkt des Klettersteigsets 

Das Klettersteigset ist der mit Abstand wichtigste Ausrüstungsgegenstand beim Klettersteiggehen. Bei nahezu allen Klettersteig-Unfällen mit tödlichem Ausgang wurde im Vorfeld auf die Verwendung eines Klettersteigsets verzichtet. Heutzutage haben die meisten Klettersteigsets eine Y-Form und setzten sich aus mehreren Bestandteilen zusammen:

1. Eine Einbindeschlaufe, die als Bindeglied zwischen Klettergurt und Klettersteigset dient.
2. Einem Bandfalldämpfer, der sich bei einem Sturz ins Klettersteigset öffnet und die entstehende Energie effektiv absorbiert. Durch diese Dämpfung kann schweren bis tödlichen Verletzungen vorgebeugt werden.
3. Zwei elastische Lastarme, an deren Ende die Klettersteigkarabiner befestigt sind.
4. Zwei Klettersteigkarabiner zum Einhängen in das Sicherungsseil.

Um sicherzugehen, dass du beim Klettersteiggehen in keinem Moment ohne Sicherung unterwegs bist, sollte beim Umhängen an einer Zwischensicherung einer der Karabiner permanent eingehängt bleiben. Für ein einfaches Handling und damit sich kein Karabiner versehentlich öffnet, werden hier spezielle Klettersteigkarabiner verwendet, die sich in vielerlei Hinsicht von anderen Kletterkarabinern unterscheiden.

Form und Aufbau von Klettersteigkarabinern

Form follows function: Dieser Grundsatz gilt auch beim Klettern sowie beim Klettersteiggehen. Was die Größe angeht, erinnern die Karabiner eines Klettersteigsets stark an HMS-Karabiner, die beim Felsklettern für die Sicherung mittels Halbmastwurf genutzt werden. Gleichzeitig sind sie im unteren Bereich leicht gewölbt und lassen sich daher sogar mit Handschuhen gut greifen und öffnen. 

Verschlussmechanismen von Klettersteig-Karabinern

Ein Umhängen der Karabiner ist dank ihrer vergleichsweise ergonomischen Form und dem integrierten Schnappmechanismus selbst mit einer Hand problemlos möglich. Die Karabiner sind dabei so konstruiert, dass die Hülse den Schnapper beim Loslassen automatisch abschließt. Auf diese Weise ist ein versehentliches Öffnen der Karabiner ausgeschlossen. Zu guter Letzt verhindert die große Öffnung des Verschlusses, dass die Schnappernase beim Aushängen der Karabiner am Sicherungsseil hängenbleiben kann. Als besonders komfortabel gelten Karabiner mit einem so genannten Handballenverschluss. Bei dieser Art Klettersteigkarabiner wird die Sicherung mit einer natürlichen Greifbewegung geöffnet. Das Öffnen und Schließen der Karabiner geschieht somit mehr oder weniger intuitiv. 

Sicherung mit dem Klettersteigset: das mitführen der Klettersteigkarabiner 

Das Klettersteigset ist deine Lebensversicherung am Klettersteig und sollte daher auf keiner Via-Ferrata-Tour fehlen. Nach dem Einhängen in das Sicherungsseil müssen die Karabiner so mitgeführt werden, dass sie beim Klettern/Gehen nicht permanent im Weg sind. Hierfür stehen dir prinzipiell drei verschiedene Optionen zur Verfügung. Welche Möglichkeit die bessere ist, hängt wiederum von der konkreten Situation und Beschaffenheit des Klettersteigs an der jeweiligen Stelle ab: 

1. Option – Mitschieben: 
Diese Variante bietet sich vor allem im leichten, flachen Gelände an. Während du dich am Klettersteig fortbewegst, schiebst du die Karabiner ganz einfach mit einer Hand vor dir her.

2. Option– Mitziehen: 
Hierbei greifst du zunächst unter dem Gummistrang durch, sodass sich die Karabiner hinter deiner Greifhand befinden und lässt diese dann ganz einfach mitrutschen. Die Karabiner sind so immer in Griffnähe. Diese Option eignet sich besonders gut für schwierige Passagen, funktioniert aber nur bei Klettersteigsets, deren Lastarme aus einem Stretchmaterial bestehen.

3. Option– Ignorieren: 
Gerade an äußerst steilen Stellen solltest du dich am besten ausschließlich auf deine Fußtechnik konzentrieren (das Seil muss hier überstiegen werden). Hier ist es sinnvoll, das Hilfsseil mit beiden Händen zu umfassen und den Karabinern keine weitere Beachtung zu schenken.

Klettersteigkarabiner: wann umhängen?

Eine der ersten Herausforderungen, die dich beim Begehen einer Via Ferrata erwarten, ist – unabhängig von der Wahl des Klettersteig – zweifelsohne das Umhängen der Klettersteigkarabiner am Ende eines Abschnitts. Denn: Je früher du die Karabiner umklickst, desto geringer ist auch die Sturzhöhe. Trotzdem solltest du die Karabiner erst dann umhängen, wenn du einen sicheren Halt hast: 

-Stütze dich mit den Füßen am Fels ab
- Nutze ggf. Tritthilfen
- Greife dabei mit einer Hand ins Seil. 

Unterm Strich sollten der Großteil deines Körpergewichts also von den Füßen (nicht von den Händen!) getragen werden. Findest du keine geeignete Standmöglichkeit, ist es ratsam, die Karabiner erst an der nächsten Verankerung umzuhängen – selbst wenn du dafür eine höhere Fallhöhe in Kauf nimmst. 

Klettersteigkarabiner: wie umhängen?

Für ein sicheres Umhängen spielt aber nicht nur das Wann eine wichtige Rolle, sondern auch das Wie. So solltest du sicherstellen, dass immer mindestens ein Karabiner in das Seil eingehängt ist, du also in keinem Augenblick ohne Sicherung unterwegs bist (Redundanz). Das erreichst du, indem du darauf achtest, die Karabiner stets der Reihe nach umzuhängen. Gehe dabei wie folgt vor:

Schritt 1:
Hänge als erstes den oberen Karabiner aus…

Schritt 2:
… und hinter der Verankerung wieder ein.

Schritt 3:
Nun kannst du auch den unteren Karabiner aushängen...

Schritt 4:
… und hinter der Verankerung sowie hinter dem ersten Karabiner (Siehe Schritt 2) wieder einhängen.

Kletterst du hingegen nur mit einem Karabiner, bist du im Moment des Umhängens komplett ungesichert und begibst dich somit unnötig in Lebensgefahr.

Klettersteigkarabiner umhängen: besser „schlecht“ als gar nicht 

Sofern du dich an die oben beschriebene Vorgehensweise hältst, kannst du, rein theoretisch, verhindern, dass sich die einzelnen Äste des Klettersteigsets verdrehen. In der Praxis wird es dir jedoch immer wieder passieren, dass die Karabiner in erster Linie schnell umgehängt werden müssen. Auf keinen Fall solltest du dich zugunsten der richtigen „Umhängetechnik“ in Gefahr begeben, indem du beispielsweise beide Karabiner gleichzeitig aushängst oder aufgrund eines schlechten Standes einen Sturz riskierst. Bedenke, dass Stürze ins Kletterseil fast immer mit (schweren) Verletzungen einhergehen. Anders als beim Sportklettern stellt das Fallen hier kein kalkulierbares Risiko dar. Gehe daher immer lieber auf Nummer sicher. 

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